Ein Park mit Tradition und Historie
Am malerischen Bodensee und unter den Ausläufern des Alpsteinmassivs gelegen, geniessen Sie die vielfältige Natur der Englischen Parkanlage. Diese grüne Oase in der Ostschweiz, wo schon Kaiserin Zita verweilte, wurde 1860 von Meisterhand angelegt und begeistert heute als nationales Gartendenkmal Erholungssuchende und Liebhaber von Natur und Gartenkunst gleichermassen. Auf rund 130’000 Quadratmetern können Sie unter schattigen Linden, Platanen und Kastanien spazieren, schattige Wasserläufe und lauschige Lichtungen entdecken.
1557
Kaspar Blarer von Wartensee, Vogt in Arbon im Dienst des Bistums Konstanz, erbaut Schloss Wartegg 1557 auf einem ehemaligen Gutshof. Der Stammsitz der Blarer von Wartensee ist das wenig oberhalb gelegene Schloss Wartensee, welches heute auch als Schloss-Hotel betrieben wird. Sein Bruder Diethelm Blarer von Wartensee wird 1530 Abt des Klosters St. Gallen, er festigt die Position der Fürstabtei in der turbulenten Zeit der Reformation.
1659
Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach wird für kurze Zeit Besitzer des Schlosses. Gemeinsam mit dem Basler Bürgermeister Rudolf Wettstein erwirkte er elf Jahre zuvor, am Ende des Dreissigjährigen Krieges, im Westfälischen Frieden die Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft vom Deutschen Reich. Er gilt als einer der führenden diplomatischen Persönlichkeiten der Eidgenossenschaft des 17. Jhdts.
1676
Fidel von Thurn und Valsassina, Landeshofmeister der Fürstabtei St. Gallen, erwirbt das Schloss von der Abtei. Für seine regen diplomatischen Aktivitäten, zu denen auch die Vermittlung von Söldnern aus armen eidgenössischen Bauernfamilien als sog. Reisläufer an die französische Krone gehört, errichtet er den Westflügel als Gästetrakt. Das Schloss bleibt bis 1823 im Besitz seiner Nachkommen.
1789
Im Lauf seiner facettenreichen Geschichte dient Schloss Wartegg immer wieder als Refugium. So wird das Schloss auch zu einem Exilort für eine adlige Familie, die vor den Revolutionswirren in Frankreich flüchtet. Marquis de Bombelles war Diplomat im Dienst des französischen Königs. Seine Gattin war in Versailles Hofdame der Schwester König Ludwigs XVI. Aus dieser Zeit stammen auch die Tagebücher der Geschwister Wynne, zweier Mädchen, welche unbefangen ihren Aufenthalt auf Schloss Wartegg schildern, wo sie sich als Gäste der Bombelles , bzw. indirekt der Thurn und Valsassina aufhielten.
1860
Louise von Bourbon-Parma, Herzogin und Regentin von Parma, erwirbt das Schloss Wartegg als Exilsitz. In der Folgezeit wird das Schlossgebäude um den Süd-Trakt erweitert und die meisterliche Englische Parkanlage angelegt. Ihre Enkelin Zita heiratet den letzten österreichisch-ungarischen Thronfolger und wird Kaiserin. Nach dem Ende des Kaiserreichs findet die Familie 1919 mit ihren Kindern für einige Monate Exil im Schloss Wartegg. Die Familie Bourbon-Parma muss 1924 das Schloss aufgeben.
1929
Das Schloss wird vom deutschen Industriellen Dr. Gustav Mez erworben, der es der letzten Umgestaltung und einer umfangreichen Renovation unterzieht. Der originale Treppenturm weicht einem grosszügigen Treppenhaus und findet nebenan einen neuen Ort, und das „Türkise Bad“ in historischer persischer Glasurtechnik wird eingebaut. Mez war 1906 Gründer der innovativen „Mercedes Bureau-Maschinen GmbH“ die Schreibmaschinen und Rechenmaschinen produzierte. Letztere blieben in der Ex-DDR noch bis in die 1980-er Jahre in Produktion. Die Familie Mez muss das Schloss Ende der 1950-er Jahre aufgeben.
Während der folgenden Jahrzehnte mit vornehmlich spekulativen Bauinteressen verfällt das Schloss zusehends, der Park wird nur mehr als Bauland-Reserve behandelt. Wachsende Stimmen aus der Bevölkerung, die sich für einen Schutz des Parkes einsetzen, werden in der Ortsplanung teilweise berücksichtigt, welche den öffentlichen Zugang zum Park sichert.
seit 1994
Die Familie Mijnssen weckt das Schloss Wartegg aus einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf: Sie erwirbt das Schlossgebäude und den Grossteil des Parkes nach Osten und renoviert die Räumlichkeiten behutsam, zu einem nachhaltig-modernen Hotelbetrieb mit vorzüglicher, historisch gartenfrischer Gastronomie.
Der Kulturverein Schloss Wartegg belebt die Verbindung zur künstlerischen Inspiration.
2007
Die Realisierung der geplanten Grossüberbauung wird 2007 zu Gunsten einer weitgehenden Unterschutzstellung fallengelassen, und die betroffenen Land-Eigentümer entschädigt. Aufgrund der Anerkennung als nationales Gartendenkmal wurde mit den Mitteln von Natur- und Landschaftsschutz-Organisationen sowie Privaten die Stiftung Landschaftspark Wartegg gegründet, welche nun Eigentümerin einer Schlüsselparzelle ist. Der Förderverein Warteggpark tritt 2013 in die Fussstapfen der Initiative IG Warteggpark.