Winter 2020/21
Baum-Rodungen im Park
Baum-Rodungen im Park? Geht das? Darf man das? Soll man das? Hier die (leicht gekürzte) Stellungname von Matthias Thalmann, für das Gartenteam Warteggpark und von Christoph Mijnssen, für die Eigentümer:
Anfangs Jahr bot der winterlich gefrorene Boden besonders geeignete Bedingungen für das Fällen von Bäumen, nach einigen Wintern, in denen der Boden nicht die notwendige Tragkraft für die schweren Fahrzeuge hatte. So waren u.a. noch die Sturmschäden vom Sommer 2019 aufzuräumen.
Für Besucherinnen, Eigentümerinnen, den Schlossbetrieb und das Gartenteam ist dies schmerzhaft. Und es hinterlässt Lücken im Park. Lücken, welche die Natur oft selbst schliessen kann, wenn man Geduld walten lässt und der Mensch da und dort die Landschaftskunst mit feiner Hand unterstützt.
Diesen Winter wurden leider weitere Baumfällungen nötig, der schwere Schnee hat viel Schaden angerichtet. Äste oder gar Stämme sind gebrochen und Sträucher und Bäume entwurzelt.
Für die EigentümerInnen und das Gärtnerteam ist jeder Baum schutzwürdig, für sie hat der sorgfältige Umgang mit der Natur erste Priorität. Der Zauber des Warteggparks soll erhalten bleiben.
Sorgfalt im Umgang mit dem Park beinhaltet für die Verantwortlichen mehrere Aspekte: Baumpflege, d.h. aufwendige Rückschnitte in Ästen und Baumkronen, Neupflanzungen von Bäumen gemäss Schutz-Inventar des Parks, aber auch das Fällen von sturzgefährdeten Bäumen oder solcher, die mehr und mehr Äste «abwerfen». Letzteres kann auch ohne Wind passieren, die Spaziergänger müssen davor geschützt werden. Fällungsarbeiten müssen vom Forstwart bewilligt werden und jeder Baum im Schutz-Inventar bedarf einer zusätzlichen Fällungsbewilligung.
Sämtliche Arbeiten im Park werden vorab aufwändig mit kritischer Fachberatung besprochen, mit dem Ziel, so viele Bäume wie möglich zu erhalten.
Die Sicht auf eine kunstvolle, mit Bäumen gegliederte Landschaft ist die wichtigste Ressource für Schloss und Park und die Nutzung des anfallenden Holzes ist im Verhältnis zum Aufwand der Fällungen in keinster Weise profitabel. Gefällt wird wirklich nur, was ein bedeutendes Risiko für vitale Nachbarbäume, für die Wege oder für das Überhandnehmen von Schädlingen darstellt.
Die vergangenen Frühjahre wurden immer trockener, Schädlinge wurden eingeschleppt, ausbreitende Krankheiten vermehren sich. Die «Eschentriebspitzen-Welke» wurde aus Asien eingeschleppt und forderte ihre ersten Opfer. Bereits früher fielen alle Ulmen im Park dem «Ulmensplint-Käfer» zum Opfer. Auch Pilzkrankheiten, am Übergang zwischen Wurzel und Stamm, lassen vermeintlichen «gesunden» Bäumen keine Zukunft, sie zeigen sich in morschem Holz an kritischer Stelle.
Diese Schwachstellen erkennt man nur bei einem fachkundigen Rundgang.
Klimaveränderung und erhöhte Schadstoffbelastungen stellen viele Baumarten zunehmend vor grosse Probleme. Probleme, die sich eben auch vor Ort, bei uns, in der Baumpflege zeigen.
Als lebendiges Kunstwerk in der Landschaft basiert die Ambiance des Warteggparks auf einem dynamischen Gleichgewicht zwischen Pflegen des Alten und Hegen des Neuen, mit der notwendigen Geduld und Weitsicht.
Der heutige Warteggpark zeichnet sich durch eine grosse Artenvielfalt und vitalen Jungwuchs aus, er bietet Unterschlupf für viele Lebewesen. Die bedauerlichen Sturm- und Schneeschäden bieten jungen Bäumen Chance auf mehr Licht und Raum. Den «Licht-Baumarten» wie z.B. Eichen liebevoll
Standorte mit genügend Lichtraum auszusuchen ist leiser Teil unserer Arbeit, gleich wie die notwendigen eher lauten Fällungsaktionen.
Die nachhaltige Pflegearbeit im Park ist auch auf Sie angewiesen – gedanklich-seelisch wie auch in materieller Unterstützung: Denn die Arbeiten werden vom Förderverein Warteggpark mitgetragen:
IBAN CH18 8080 8009 4146 9736 6